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 Das Ermland unter preußisch-deutscher Herrschaft 1772-1931

Drei Teilungen Polens

Während sich das Hochstift Ermland von den Bedrängnissen der schwedisch-polnischen Kriege und den Seuchen langsam wieder zu erholen begann, wurde Polen durch innere politische Streitigkeiten und wirtschaftlichen Niedergang erschüttert. Nach der Aussöhnung zwischen Preußen und Rußland - Der siebenjährige Krieg (1756-1763) war vorausgegangen. - entwickelte sich eine rege diplomatische Tätigkeit zwischen den damals mächtigen Staaten Rußland, Österreich und Brandenburg-Preußen. Sie führte schließlich in drei Teilungsstufen 1772, 1793 und 1795 zur Auflösung des polnischen Staates. Nach der letzten Teilung 1795 war Polen als Staat von der Landkarte verschwunden, bis er nach dem 1. Weltkrieg 1919 wiedererstand.

Für Brandenburg-Preußen brachte die 1. polnische Teilung mit dem Petersburger Vertrag vom 5. August 1772 die Landverbindung von Brandenburg und Preußen, dem ehemaligen Ordensstaat. Dazu wurde das Fürstbistum Ermland von Preußen annektiert, das dadurch seine Selbständigkeit verlor und säkularisiert wurde, d.h. Bischof und Domkapitel verloren ihre weltlichen Besitztümer. Das Hochstift Ermland hatte also über 500 Jahre von 1254-1772 als eigenstaatliches Gebiet unter Fürstbischöfen bestanden. Der damalige Bischof Ignatius Krasicki residierte als Bischof der Diözese Ermland in Heilsberg noch bis 1795. Nach 1795 besetzten wieder Deutsche den ermländischen Bischofssitz. Der Bischof residierte in der ersten zeit meistens in der Abtei Oliva und ab 1836 ständig bis 1945 in Frauenburg beim Domkapitel.

Huldigung und Treueid in der Marienburg

Vertreter aller Stände, auch der Bauern, wurden für den 28. September 1772 zu Huldigung und zum Treueid in die Marienburg befohlen. Die Landesaufnahme, die im Herbst 1772 erfolgte und als Grundlage der Steuererhebung dienen sollte, ist ein Dokument der ärmlichen Lebensverhältnisse in den Bauerndörfern des damaligen Hochstiftes Ermland.

In der Absicht, die Jahrhunderte alte Verwaltungsordnung des Hochstiftes Ermland, die Kammerämter wie Seeburg oder Guttstadt, aufzulösen, schuf die preußische Verwaltung eine neue Einteilung des Landes in Kreise, ohne dabei die gewachsenen Strukturen der Bevölkerung und der Seelsorge zu berücksichtigen. Ursprünglich waren nur zwei Kreise, nämlich Braunsberg und Heilsberg geplant. Doch diese Planung erwies sich sehr bald als zu unübersichtlich groß. Im Rahmen der Stein-Hardenbergschen Reformen erfolgte 1817/18 eine neue Regelung und Einteilung des Ermlandes in die Kreise Braunsberg, Heilsberg, Allenstein und Rößel. Sehr viel später, am 14. Okt. 1905 wurde von der Staatsregierung die Verordnung zur Errichtung eines Regierungsbezirkes Allenstein erlassen.

Von Napoleons Rußlandfeldzug bis zum 1. Weltkrieg

Auch im 19. Jahrhundert blieb das Ermland von den Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen nicht verschont. In dem Krieg Napoleons gegen Preußen und Rußland 1806/07 wurde Ostpreußen und somit auch das Ermland in die Bedrängnisse durch die Truppen einbezogen. Maßlose Requirierungen und hohe erpreßte Geldsummen brachten die Bevölkerung wieder an den Rand ihrer Lebensgrundlage. Als dann nach dem vernichtenden Fehlschlag der Eroberung Moskaus die f'ranzösischen Truppen zurückfluteten und die russischen ihnen folgten, nahmen diese noch das Letzte, was die Franzosen übrig gelassen hatten. Scheunen und Ställe waren leer, und eine Hungersnot mit Seuchen und hoher Sterblichkeit war die Folge.

In dem preußisch-östereichischen Bruderkrieg 1866 um die Vorherrschaft war das Ermland vom Kriegsgeschehen nicht direkt berührt; jedoch kam manch ein junger Ermländer nicht mehr oder nur als Invalide nach Hause zurück. Ebenso musste die Jugend Ostpreußens in der deutsch-französischen Auseinandersetzung 1870/71 ihren Blutzoll entrichten.

In einer nun folgenden Erholungsphase von etwa 45 Jahren konnte die Bevölkerung sich der Beseitigung der Schäden und dem Wiederaufbau widmen. Dann raste von neuem die Kriegsfurie über Europa und die halbe Welt. Nach dem Attentat am 28. Juni 1914 auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo brach der 1. Weltkrieg aus. Wieder wurden alle wehrfähigen Männer, die nicht unbedingt in der Landwirtschaft zur Aufrechterhaltung der Nahrungsmittelproduktion gebraucht wurden, zu den Waffen gerufen. Wieder wurde in der Anfangsphase des Krieges das Ermland und auch das Kirchspiel Lautern direkt betroffen.

Mit zwei großen Armeen waren die Russen in Ostpreußen eingedrungen. Die Njemen-Armee unter General Rennenkampf stand im Raum Gumbinnen-Goldap. Im Süden drang die Narew-Armee unter General Samsonow in breiter Front auf Neidenburg vor. Die schwachen deutschen Kräfte wichen zurück. Ostpreußen schien verloren zu sein und damit ein für die gesamte Volkswirtschaft bedeutender Teil des Reichsgebiets. Da beschloss das große Hauptquartier in Koblenz einen Wechsel im Armeeoberkommando Ost. General von Hindenburg wurde zum neuen Oberbefehlshaber ernannt. Mit seinem Stabsschef Erich Ludendorff eilte er nach Ostpreußen, um die Führung des Kampfes zu übernehmen. In hinhaltenden Kämpfen mit der Rennenkampf-Armee gelang es ihnen, die Samsonow-Armee in schweren Kämpfen vom 23.-31. August zu umfassen und völlig zu vernichten. Das Ende war die große Befreiungsschlacht bei Tannenberg. Am 4. September 1914 hatten die letzten russischen Soldaten das Ermland verlassen.

In weiteren Operationen wurde die Njemen-Armee die inzwischen eine fast 100 Kilometer lange Front zwischen Labiau und den Masurischen Seen gebildet hatte, zum Kampf gestellt und geschlagen. Nur ein schneller Rückzug rettete sie vor der endgültigen Vernichtung. Diese Kämpfe wurden von Rößel aus geleitet. Mit der Winterschlacht in Masuren im Februar 1915 wurden auch die letzten besetzten Teile Ostpreußens befreit.

Nun konnten die Ermländer aufatmen und die Zerstörungen beseitigen, wie sie es in den vergangenen Jahrhunderten immer getan hatten. Viele junge Menschen aber kämpften weiter - und starben im Laufe des vierjährigen Weltkrieges an allen Fronten.

Im "Friedensvertrag von Versailles" musste Deutschland unter anderem die Provinzen Posen und Westpreußen an den wiedererstandenen Staat Polen abtreten. Außerdem stand wegen einer polnisch sprechenden Minderheit die Zugehörigkeit der Regierungsbezirke Marienwerder und Allenstein zum Deutschen Reich oder Polen zur Abstimmung. Das Abstimmungsgebiet des Regierungsbezirkes Allenstein zählte 603.179 Einwohner. Seine 22 Städte hatten eine fast ausschließlich deutsche Bevölkerung, während es in den Landgemeinden der Kreise Allenstein und Rößel neben den überwiegend deutschen Einwohnern auch eine Minderheit polnisch sprechender Bewohner vor allem in den südlichen Randbezirken der Kreise gab. Die Abstimmung am 11. Juli 1920 ergab ein klares Bekenntnis der Bevölkerung für das Verbleiben im Deutschen Reich. Es stimmten 97,5 % der Abstimmungsberechtigten dafür.